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Doppelte Herausforderung 2020 – Corona und externer Hauptschulabschluss im ESF-Projekt „KuBIG“

Bild 1 Rohgaye Golestani
Bild 1: Rohgaye Golestani
Bild 2 Sabrina Schirlo
Bild 2: Sabrina Schirlo
Bild 3 Kamiran Hussein
Bild 3: Kamiran Hussein

Rohgaye Golestani (Bild 1) deren freudestrahlendes Gesicht mehr ausdrückte als alle Worte, kam vor vier Jahren aus Afghanistan nach Deutschland. Sie ist alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern und hat ihren Hauptschulabschluss nach Klasse 10 nachgeholt. Sie will weiter ihren schulischen Weg verfolgen und mit einem FOR-Abschluss eine pflegerische oder medizinische Ausbildung beginnen. Ihr Traumberuf ist Hebamme.

Sabrina Schirlo, (Bild 2) auch alleinerziehende Mutter, hatte schon bei der Abschlussveranstaltung einen Vertrag von einem ambulanten Pflegedienst in der Tasche. Mit ihrem 10er Hauptschulabschluss kann sie später jederzeit eine Pflegeausbildung beginnen.

Im Namen aller KuBIG Teilnehmer*innen überreichte Kamiran Hussein (Bild 3) einen „Oskar“ an Sascha Mattern. Er hatte in den Fächern Mathematik, Biologie und Hauswirtschaft beide KuBIG Klassen in Düren und Eschweiler unterrichtet – und das unermüdlich im Präsenzunterricht, per Textnachrichten, Telefon und Skype.

Hier der Link zu unserem Bericht im ESF-Newsletter auf der Webseite des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, wo Sie u.a. vier Interviews von KuBIG Teilnehmerinnen anklicken können.

KuBIG hat insgesamt 441 junge arbeits- und ausbildungssuchende Frauen und Männer zwischen 18 und 35 Jahren, die sich für Pflegeberufe interessiert haben, beraten, begleitet und qualifiziert. Seit August 2015 führte die low-tec das Modellprojekt „KuBIG- Kultursensible Berufsgrundqualifizierung und Integration im Bildungszentrum für Gesundheitsberufe“ durch, das im Dezember 2020 endete. Das Projekt wurde im Rahmen der ESF-Integrationsrichtlinie Bund im Handlungsschwerpunkt Integration statt Ausgrenzung (IsA) durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds sowie von dem Jobcenter der StädteRegion Aachen und dem Kommunalen Jobcenter des Kreises Düren der job-com gefördert.

Das Ziel von KuBIG war es, Menschen, die nach einem Praktikum in der Pflege sagten: „Ja das ist mein Weg“ so zu unterstützen, dass sie ihren Weg in eine Arbeit oder eine Ausbildung in der Pflege finden konnten.

Daher hieß ein zentrales Angebot in KuBIG „Externer Hauptschulabschluss & Pflege“.

Bild 4 Start des Kurses
Bild 4: Start des Kurses „Hauptschulabschluss & Pflege“ am 02.10.2019 am Standort low-tec in Düren

Von 2015 bis 2020 wurden neben anderen Kursen, neun Durchgänge des Qualifizierungsangebots „Hauptschulabschluss &Pflege“ durchgeführt. Hier sind 151 Teilnehmer*innen eingemündet, 83 von ihnen erhielten ihre Hauptschulzeugnisse plus Pflegezertifikate, womit sie dann die Voraussetzung für eine Pflegeausbildung erwarben.

Im Oktober 2019 gingen die beiden letzten Kurse „Hauptschulabschluss und Pflege“ im Rahmen des Modellprojektes „KuBIG“ an den Start.

Insgesamt 22 Männer und Frauen kamen regelmäßig zur low-tec, um sich auf die Externe Hauptschulprüfung und den Erwerb von zwei Pflegezertifikaten vorzubereiten. Ihr Unterricht fand von montags bis freitags jeweils von 09:00 bis 15:00 Uhr statt. Auf dem Wochenplan standen die Fächer Deutsch, Mathematik, Biologie, Englisch und Hauswirtschaft sowie an 2-3 Tagen Unterricht zum Thema „Pflege“.

Bis zum 16.März 2020 lief alles „normal“ in den Kursen „Hauptschulabschluss & Pflege“ an den Standorten in Düren und Eschweiler. Doch ab dem 17.März 2020 musste sich die low-tec, aufgrund der Corona-Schutzverordnung des Landes NRW sehr schnell auf „Homeschooling“ umstellen. Dieser Zeitpunkt des Lockdowns traf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besonders hart, denn sie befanden sich im März schon auf der Zielgeraden für die Vorbereitung auf die schriftlichen externen Hauptschulprüfungen. Diese sollten am 12./14. und 19. Mai an den prüfenden Schulen stattfinden.

Erreichen der Qualifizierungsziele trotz pandemiebedingter Einschränkungen?

Somit stellte sich die Frage welche alternativen Methoden und Strukturen entwickelt werden können, um das Erreichen der Qualifizierungsziele unter den gegebenen Umständen trotzdem noch zu gewährleisten. Nicht nur die Unterstützung beim Lernen für die Schulfächer, sondern auch die sozialpädagogische Begleitung der Teilnehmer*innen musste aufrecht erhalten werden. Diese wurde um so wichtiger, je länger die Ausnahmesituation andauerte, da sich die häusliche und familiäre Situation der Teilmehmer*innen so stark geändert hatte. Plötzlich waren einige mit zwei oder vier Kindern zuhause und sahen sich vor die Herausforderung gestellt, bei permanenter Anwesenheit aller Familienmitglieder trotzdem noch Zeit und Ruhe für ihre Prüfungsvorbereitungen zu finden.

Wie bleibt man in Kontakt?

Das wichtigste in dieser Zeit für alle KuBIG Teilnehmer*innen waren die regelmäßigen Telefonate und Skypecalls mit ihren Dozentinnen und Dozenten und ihren sozialpädagogischen Begleiter*innen. Nach den Aussagen der Teilnehmer*innen trug die kontinuierliche und individuelle Rückmeldung der KuBIG Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheidend dazu bei, dass sie am „Ball“ blieben und die doppelte Herausforderung dieses dreimonatigen „Homeschoolings“ sehr erfolgreich gemeistert haben.

Gute Nachrichten:
die Prüfungstermine werden in den August verschoben und der Präsenzunterricht ist im Mai mit Abstand wieder möglich!

In großen, hellen und gut belüftbaren Schulungsräumen trafen sich wieder ab Mai alle KuBIG Teilnehmer*innen in Kleingruppen zum Unterricht.

Die Freude war groß endlich wieder zusammenzukommen und die Erleichterung über den verschobenen Prüfungstermin in den August spürbar.

Bild 6 Unterricht Gruppe 1
Bild 6: Unterricht Gruppe 1: am Standort Düren im Juni

Abschlussfeier am 31.08.2020
Übergabe der Hauptschulzeugnisse und Pflegezertifikate

Bild 7 Michael Omsels
Bild 7: Michael Omsels, Geschäftsführer der low-tec
Bild 8 Ulli Flohr - Marion Bothe - Christiane Pesci - Marc Hüttemann - Roghaye Golestani
Bild 8: v.l. Ulli Flohr, Gesamtschulrektor der GE Niederzier/Merzenich, Marion Bothe (Lehrerin), Christiane Pesci (Lehrerin), Marc Hüttemann (Sozialarbeiter), Roghaye Golestani (Teilnehmerin KuBIG)

Das Modellprojekt „KuBIG“ öffnet jungen Erwachsenen, so der Geschäftsführer Michael Omsels von der low-tec, eine wichtige Tür ins Berufsleben. Ohne einen Hauptschulabschluss ist ein Zugang in eine Pflegeausbildung nicht möglich. Und wir sehen bei allen KuBIG Teilnehmer*innen, die den externen Hauptschulabschluss erfolgreich nachgeholt haben, dass er oder sie weiter gehen will in Richtung Arbeit oder Ausbildung.

Die Pflegezertifikate, Qualifikationen zur Betreuungskraft nach §53c SGB XI und Pflegediensthelfer/in, erhielten die Teilnehmer*innen von Marion Klein-Bojanowski (Projektleitung KuBIG), Nadine Servos (Pflegefachkraft/Sozialpäd. KuBIG) und Heike Eggers-Hüttner (Koordinatorin KuBIG Standort Eschweiler).

Bild 9 Marion Klein-Bojanowski - Nadine Servos
Bild 9: v.l. Marion Klein-Bojanowski (Projektleitung KuBIG), Nadine Servos (Pflegefachkraft KuBIG)
Bild 10 Heike Eggers-Hüttner - Kamiran Hussein
Bild 10: v.l. Heike Eggers-Hüttner (Koordinatorin KuBIG am Standort Eschweiler) überreichte das Hauptschulzeugniss nach Klasse 10 und die Pflegezertifikate an Kamiran Hussein
Bild 11 Abschlussfeier
Bild 11 : Teilnehmende an der Abschlussfeier am 31.08.2020, low-tec Standort Düren

In den beiden letzten Durchgängen der KuBIG-Kurse „Hauptschulabschluss & Pflege“ stellten die Frauen und Männer ein ganz besonderes Maß an Mut, Anstrengung und Durchhaltevermögen unter Beweis. Sie haben ihr Ziel erreicht. Und auch das Modellprojekt KuBIG hat sein Ziel erreicht: In den vergangenen fünf Jahren hat KuBIG die Zugänge in die Pflege für diejenigen geöffnet, die ursprünglich keine Chance auf eine Pflegeausbildung hatten.

Bildnachweis: Sascha Mattern, low-tec

Kontakt und Information:

low-tec gemeinnützige Arbeitsmarktförderungsgesellschaft Düren mbH
Marion Klein-Bojanowski (Projektleitung KuBIG)
Paradiesbenden 16
52349 Düren
Email: Marion Klein-Bojanowski
Tel: 02421/4036-49 oder -0

Das Projekt KuBIGKultursensible Berufsgrundqualifizierung und Integration im Bildungszentrum für Gesundheitsberufe – wird im Rahmen der ESF-Integrationsrichtlinie Bund, Handlungsschwerpunkt Integration statt Ausgrenzung (IsA) durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

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